Gianfranco Colonna – Der Italiener, der die Hermannstädter Gastronomie auf ein ganz anderes Niveau befördert hat

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03.08.2020
Gianfranco Colonna – Der Italiener, der die Hermannstädter Gastronomie auf ein ganz anderes Niveau befördert hat


Nur wenige Hermannstädter haben noch nicht vom Restaurant Max gehört. Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die in der Stadt ankommen, posten auf Social Media Bilder vom berühmten roten Auto auf der Terrasse. Täglich gibt es immer mehr gute Bewertungen, und selbst der Präsident des Landes bevorzugt es, hier zu essen. Wahrscheinlich wissen jedoch nicht alle, wer der schöne Mensch hinter diesem Geschäft ist. Ich habe Gianfranco Colonna an einem Mittwoch getroffen und er hat mich angenehm überrascht: ein fröhlicher Mann mit einer gesunden Geschäftsvision und dem Wunsch, Menschen tadellos zu bedienen. Er sagte mir, es gäbe kein genaues Erfolgsrezept, aber er ist der Meinung, dass die Leidenschaft, für Menschen zu arbeiten, und die guten Werte, die er an das Team weitergibt, den Unterschied ausmachen. Ich lade Sie ein, ein inspirierendes Interview mit einem der Menschen zu lesen, die den HORECA-Bereich in Sibiu deutlich geprägt haben.

1. Guten Tag, Herr Gianfranco. Ich freue mich, dass Sie mit unserem Treffen einverstanden waren. Warum Rumänien? Wie kam der Italiener Gianfranco dazu, hier Geschäfte zu machen?
Im Monat November des Jahres 1976 kam ich zum ersten Mal auf einer einwöchigen Reise, die ich von meinem Vater geschenkt bekommen hatte, nach Rumänien, nach Bukarest. Ich fand eine neue Welt, ein dunkles und langweiliges Bukarest. Ich verließ die Stadt und dachte, dass ich niemals zurückkehren würde, aber das Leben hatte Überraschungen für mich auf Lager und ich kehrte zurück, um ein Geschäft mit Handtaschen zu betreiben. Ich habe auch in Italien Handtaschen hergestellt. Ursprünglich hatte ich sie in China hergestellt und nach 1990 habe ich sie auch in den Ländern Südosteuropas, Slowenien, Kroatien und Bosnien hergestellt. 1996 kam ich auch nach Rumänien.
Hier hat mich das gute Preis-Leistungsverhältnis beeindruckt, aber auch die Tatsache, dass die Rumänen ein außergewöhnliches Talent für Handarbeit haben. Mir wurde klar, dass dies ein ausgezeichneter Ort für die Fertigung sein würde. Ich war ein Pionier, denn heute haben viele berühmte Unternehmen, die Handtaschen herstellen, ihren Sitz in der Nähe von Sibiu.
Später wechselte ich den Bereich und begann meine Tätigkeit in der HORECA-Branche. 2004 eröffnete ich die erste Terrasse auf dem Kleinen Ring (Piata Mica). Die Leute sagten mir damals, ich sei der verrückte Italiener, der auf dem Kleinen Ring etwas eröffnet, da die Gegend von keinerlei Interesse war. Piazzetta war ein unglaublicher Erfolg, aber 2009 mussten wir wegen administrativer Probleme bezüglich des Standorts schließen.
Piazzetta wurde zu einer so starken Marke, dass 2007, als der Raum im Erdgeschoss versteigert wurde, viele wohlhabende Leute aus Sibiu teilnahmen und am Kauf interessiert waren. So erreichten 90 qm einen unglaublichen Preis - 800.000 Euro. Ich habe den Raum nicht gekauft, aber später haben sich die Dinge so entwickelt, dass ich heute das ganze Gebäude besitze, in dem ich mir sehr wünsche, mit Piazzetta weiter zu machen, auch wenn wir jetzt auf administrative Probleme stoßen.

2. Ist es in Rumänien im Vergleich zu Italien einfacher oder schwieriger, Geschäfte zu betreiben?
Ich denke, dass Rumänien Italien sehr ähnlich ist und beide sich zum Beispiel sehr von Deutschland unterscheiden. In Italien und Rumänien ändern sich die Gesetze sehr schnell und es ist ein chaotisches Umfeld, die Dinge sind schwieriger zu erledigen. Ich glaube, dass Menschen, die sich nicht an gute Verfahren halten, unterstützt werden, während man in anderen Staaten rigoros handelt und es keinen Raum für Diskussionen gibt.

3. Wo ist das ZUHAUSE, Herr Gianfranco? In Rumänien oder in Italien?
Ich komme aus den Abruzzen und habe in der Stadt Assisi studiert – meiner Meinung nach die schönste Stadt Italiens. Später lebte ich 20 Jahre lang in der Nähe von Venedig. Italien ist meine Heimat, ein Land, das ich oft besuche und in dem meine Familie lebt, aber für mich befindet sich mein Zuhause heute in Rumänien.

4. Das Restaurant Max zählt heute zu den Top-Restaurants in Sibiu. Ich weiß, dass Sie kürzlich umgezogen sind. Bitte erzählen Sie mir mehr.
Das stimmt, wir haben das Restaurant Max in einem neuen Standort wiedereröffnet und die Leute sagen uns, dass es schöner ist als zuvor. Max wurde vor 10 Jahren im alten Standort geboren. Als ich den Ort entdeckte, war es ein bankrottes Restaurant. Anschließend wurde es für eine Zeitspanne von anderthalb Jahren geschlossen, und dann übernahm ich es von einem Freund. Ich bat ihn, den Namen behalten zu dürfen und mich um das Restaurant zu kümmern, und er war einverstanden. Anfangs war es schwierig, die Leute hatten Vorurteile gegenüber einem Restaurant mit Problemen, „in dem man wenig isst und viel zahlt”. Wir machten jedoch mit grenzenlosem Wunsch weiter: Wir gaben dem Restaurant den Namen Max by Piazzeta, verbanden somit die beiden Orte, und die Dinge liefen besser und wir genossen ein konstantes Wachstum. Später haben wir die Marke Max registriert, mussten aber umziehen, da der erste Eigentümer dort ein weiteres Geschäft eröffnen wird.
Und gut, dass wir das gemacht haben. Die neue Terrasse ist größer, wir haben sie schön eingerichtet und die Leute sagen uns, dass sie sie mehr mögen (Targul Pestelui Str., Nr. 8). Manchmal sind sogar die größten Veränderungen ein gutes Zeichen.

5. Ich habe die positiven Bewertungen gelesen, die das Restaurant in Sibiu bekommt, und ich weiß, dass selbst der Präsident des Landes es bevorzugt, bei Max zu essen, wenn er in Sibiu ist. Was denken Sie, waren die Zutaten, die Sie weit vor Ihren Wettbewerbern an die Spitze der Orte gebracht haben, an denen die Hermannstädter es bevorzugen, zu essen?
Wir haben wirklich viele Bewertungen: gute, schlechte, nicht echte, wir schätzen sie alle. Das Problem ist, dass die Leute in diesem Bereich nicht sehr gebildet sind. Sie machen zum Beispiel Bemerkungen zu den Rezepten der Gerichte, wobei sie keine Köche sind. Wir haben authentische italienische Rezepte und ich bestand darauf, sie sozusagen nicht zu rumänisieren. In Bezug auf die Nominierung - das beste Restaurant der Stadt - freuen wir uns es fordert uns gleichzeitig heraus, uns noch mehr anzustrengen und weiterhin auf Qualität zu setzen. Bei Max arbeiten wir mit dem Herzen und möchte mein Team in diese Richtung erziehen.

Ich glaube nicht, dass es ein Erfolgsgeheimnis gibt, es gibt nur Leidenschaft und den Wunsch, Menschen tadellos zu bedienen. Wir bestehen ebenfalls auf Einzigartigkeit, auf Details aus Italien, wir haben die Terrasse mit Symbolen aus Italien dekoriert. Die Investitionen werden am neuen Standort fortgesetzt. Schritt für Schritt möchten wir neu einrichten und Menschen in einem schönen intalienischen Lokal willkommen heißen.

6. Gibt es ein bestimmtes Gericht, das von den Hermannstädtern bevorzugt wird? Hat Max ein Statement-Produkt? Eine Spezialität des Hauses?
Natürlich bestellen Kunden meistens italienisches Essen. Ich kann sagen, dass sie Pizza und Pasta bevorzugen und uns oft sagen, dass sie genau so schmecken, wie die, die sie in Italien gegessen haben. Wir bestehen immer darauf, die Rezepte beizubehalten, mit Zutaten aus Italien zu kochen und das Personal zu schulen. Zum Beispiel habe ich einmal einen Koch nach Italien gebracht, um von meiner Mutter zu lernen, wie man bestimmte Gerichte zubereitet.

7. Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen wenn man ein Restaurant leitet?
Ich denke, das Schwierigste ist, die richtigen Leute zu finden und sie auszubilden. Leute wechseln oft den Arbeitsplatz, sind nicht standhaft und kommen nicht dazu, ausgebildet zu werden. In unserem Bereich muss man lieben, was man tut. Die größte Zufriedenheit besteht darin, zufriedene Kunden zu haben. Beispielsweise ist es schwierig, einen guten Manager einzustellen. Auf lokaler Ebene gibt es keine Restaurants, die Leute ausbilden. Wir sind keine Ingenieure, wir machen keine Berechnungen, wir sind Menschen, die sich Menschen widmen. Ich kann keinen Manager aus einem anderen Bereich einstellen, die Anpassung ist nicht so einfach.
Eine weitere Herausforderung besteht darin, das Team sehr gut organisieren zu können, sie aber durch die Kraft des Beispiels dazu bringen, sich gegenseitig zu helfen. Jeder weiß, was zu tun ist, aber gleichzeitig muss jeder helfen, damit alles gut läuft.

8. Wie wichtig ist das Team, mit dem Sie in diesem Geschäft zusammenarbeiten?
Das Team ist nicht wichtig, das Team ist alles, es ist die Essenz des Erfolgs. Ich habe versucht, meine Werte an das Team weiterzugeben, sodass wir alle die Vision des Unternehmens respektieren. Wir haben Leute, die wir ersetzen, aber die meisten sind von Anfang an an meiner Seite gewesen. Zum Beispiel feiert heute sogar (15. Juli) Maria, eine der Damen in der Küche, 9 Jahre seitdem wir zusammen arbeiten. Wir werden auf jeden Fall feiern.

9. Wir erleben neue Zeiten, die sich negativ auf den HORECA-Sektor auswirken. Wie sehr ist das bei den Geschäften spürbar, die Sie leiten?
Ich denke, die Regierung versucht wirklich, uns zu erschrecken, aber ich glaube nicht, dass die Leute so verängstigt sind. Natürlich hat es eine große Auswirkung auf den Bereich gehabt, in dem wir tätig sind. Natürlich gibt es ein Virus, aber ich denke, wir werden lernen, damit zu leben. Wir wollen nicht, dass Menschen sterben, aber ist es weise, Unternehmen in dem Bereich zu schließen? Sterben die Leute nicht auch? Kummer, Herzinfarkt usw.? Ich möchte keine Polemik starten, aber ich denke, dass die Probleme, die nach COVID19 entstanden sind, mindestens so groß sind wie die, die durch das Virus bei Menschen verursacht werden.

10. Können Sie einige Ihrer Zukunftspläne mit uns teilen?
Ich bin 66 Jahre alt und meine Erfahrung neigt sich dem Ende zu. Ich habe drei eingetragene Marken: Il Gelato di Gianfranco, Piazzeta und Max. Ich möchte die Piazzeta-Legende fortsetzen, ich möchte den Erfolg fortsetzen, den Max heute genießt. Ich möchte diesen Bereich verlassen und einen tiefen Abdruck hinterlassen. Ich möchte eine Person finden, der ich das Geschäft überlassen kann und die es in dem Geist fortsetzen kann, den ich von Anfang an eingeführt habe. Markentransfer ist mehr als eine monatlich gezahlte Gebühr. Die Übertragung der Marke bedeutet für mich, meine Vision, Menschen auf tadelloser Weise zu bedienen, fortzusetzen.

11. In welchem anderen Restaurant aus Sibiu essen Sie gerne, außer im Max?
Zu Hause :) Ich scherze. Im Allgemeinen gehe ich gerne dort aus, wo es grün ist, um von Natur umgeben zu sein. In meiner Freizeit bevorzuge ich Lokale außerhalb der Stadt.

12. Ich habe eine weitere Neugier: Sind die Fahrzeuge, die heute die Max-Terrasse schmücken, funktionsfähig?
Sowohl das Auto auf der Terrasse als auch der Vespa-Roller, die Symbole des Max, sind funktionsfähig (währenddessen hat mir Gianfranco auch eine Demonstration gemacht). Ich starte sie von Zeit zu Zeit, aber ich benutze sie nicht. Ich bevorzuge es, dass unsere Kunden sie bewundern und sich das blühende Italien aus den 60er-70er Jahren vorstellen.

13. Im Namen des New Concept Living-Teams bedanke ich mich sehr für dieses Interview. Richten Sie bitte anschließend ein paar Worte sowohl an die Hermannstädter, die Ihr Lokal häufig besuchen, als auch an diejenigen, die es noch nicht zu Max geschafft haben.
Wenn Leute mich zum ersten Mal sehen, bilden sie sich eine Meinung, aber nachdem sie mich besser kennengelernt haben, ändern sie sie. Ich freue mich darauf, die Hermannstädter kennen zu lernen. Ich hoffe, dass es ihnen bei uns gefällt. Und wenn wir etwas verbessern können, sollen sie es uns wissen lassen, denn wir schätzen Feedback. Ich wünschen Ihnen alles Gute!


                                                                                                                                                      Interview mit Magdalena Gliga